Interview

Markus wurde am 27.11.1971 in Kirchheim an der Weinstraße geboren. Seine größte Leidenschaft war zu dieser Zeit Fußball. Jeden Tag wurde gekickt, nur den Weg in einen Fußballverein fand Markus nie. Auch als Jugendlicher behielt er das Fußball spielen bei und erweiterte sein Training mit Jogging. Mitte der 80er Jahre kaufte sich Markus’ Bruder Dirk ein Paar Kurzhanteln, mit denen dann auch Markus ab und an trainieren konnte. Dirk beschloss irgendwann sein Training in einem Fitnesscenter zu intensivieren und Markus fasste den Entschluss das Gleiche zu tun. Nur seine Eltern sahen die Sache nicht ganz so wie er und da er noch nicht volljährig war, musste er sich noch etwas gedulden. Aber mit siebzehneinhalb Jahren gaben sie seinem Drängen nach und er bekam endlich die Erlaubnis. An den lange ersehnten ersten Besuch in einem Fitnessstudio kann er sich heute noch genau erinnern. Ein Freund nahm ihn mit in den Fitness-Club Griesheim und die ersten drei Fragen drehten sich um Eiweißpulver, Weight Gainer und den Mitgliedsvertrag. Mit viel Motivation und ca. 60 Kilo leichter als heute begann die Bodybuildingkarriere von Markus Becht. Nach seinem Schulabschluss absolvierte Markus eine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann und wechselte nach ein paar Jahren in die Sicherheitsbranche. Dort war er als Niederlassungsleiter einer Geldtransportfirma in Darmstadt tätig. Im Jahr 2004 lernte er seine heutige Verlobte Monika Jühlen kennen. Da sie in der schönen Pfalz Inhaberin eines Frauenfitnessstudios ist, zog Markus zu ihr und machte sich im selben Gebäude mit einem Sonnenstudio selbstständig, in dem er auch einen kleinen Bodyshop betreibt. Neben seiner Karriere als aktiver Wettkampfsportler engagiert er sich auch im organisatorischen Bereich als erster Vorsitzender des Hessischen Bodybuilding- und Kraftsportverbandes.

Ist in deinem Leben noch Platz für die Ausübung von anderen Sportarten?

Nein, allerdings interessiere ich mich für viele andere Sportarten wie Fußball, Formel 1, Boxen, Fischen … na gut das mit dem Fischen war ein Witz.

Wie wir ja bereits erfahren haben, betreibst du ein Sonnenstudio. Man kann also nicht vom Bodybuilding allein leben!?

Da das Fitnessstudio von Moni im gleichen Gebäude ist, können wir uns natürlich sehr gut gegenseitig helfen. Vom Bodybuilding allein zu leben, ist wohl sehr schwer, das schaffen nur die Topleute im Profigeschäft. Diese bekommen von Ihren Sponsoren die nötige Unterstützung und haben zusätzlich die Möglichkeit auf dem einen oder anderen Wettkampf zusätzlich Preisgeld zu verdienen.
Ich persönlich hatte seit 2004 das Glück, ständig einen Sponsor zu haben, was als Amateur ja nicht unbedingt selbstverständlich ist. Allein die Unterstützung in Form von Nahrungsergänzungen zu bekommen, ist hier schon sehr hilfreich. Hierfür möchte ich mich noch mal herzlich bei Sport-Oase Schweiz/Performance, Ultimate Nutrition Österreich und der Fima Bodystuff bedanken.
Seit November 2007 werde ich nun von Weider-Germany sehr gut unterstützt. Darüber bin ich sehr dankbar und hoffe auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit. Man kann vielleicht nicht von diesem Sport leben, allerdings kann man diesen Sport leben und das ist ein tolles Gefühl!

Du lebst ja mit deiner Verlobten zusammen, hast du denn auch vor zu heiraten?

Oh, bei dieser Frage bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen. Im Juli 2005 habe ich meine Moni gefragt, ob sie mich heiraten mag. Sie sagte JA!!! Also wird s wohl langsam Zeit!!

Was bedeutet dir Partner und Familie?

Moni bedeutet mir alles!!! An jedem Erfolg den ich habe, hat sie einen ganz großen Anteil daran!! Ohne Ihre Unterstützung hätte ich 2007 nicht so erfolgreich abgeschnitten!
Sie gibt mir Sicherheit und neuen Mut wenn ich mal am Boden bin! Ich kann mir keine bessere Frau vorstellen!

Wie bist du zum Bodybuilding gekommen?

Ich wollte schon immer etwas "anders" sein als normale Menschen! Als mein Bruder Dirk mit Bodybuilding begann, dachte ich das ist es... das musst du auch machen! Und so habe ich 1989 mit diesem Sport angefangen.
Zudem war ich ein großer Sylvester Stallone Fan und wollte unbedingt so ausschauen wie Rocky/Rambo. Jetzt hab ich sogar fast dieselbe Frisur wie der Letztere.

Durch wen bist du zum Bodybuilding gekommen?

Durch meinen Bruder Dirk, wir waren dann 1992 das erste mal auf einer Meisterschaft. Von da an hat festgestanden, dass ich auch mal auf der Bühne stehen werde. Leider hat sich das sehr lange hingezogen!!

Markus Becht

Was war deine größte sportliche Herausforderung?

Ganz klar die WM 2007. Ich wollte unbedingt das Ticket zu dieser Meisterschaft! Hab gekämpft bis zum Umfallen und hab es bekommen! Allerdings waren die beiden Siege beim Heavyweight 2003 und 2005 auch ein tolles Erlebnis, wobei die WM natürlich den wesentlich höherern Stellenwert hat!

Wie hast du diese größte sportliche Herausforderung gemeistert?

Nachdem mich ja viele schon in der Vorbereitung abgeschrieben haben, schaffte ich den Sieg bei der WM-Quali und dann den dritten Platz bei der WM in Süd Korea.

Wer bereitet dich vor und wie hast du deinen Trainer kennengelernt?

Trainer ansich hatte ich noch nie, ich habe von meinem Bruder viel am Anfang gelernt, dann einen großen Schritt gemacht, als ich Markus Rühl 1995 kennengelernt habe und eine Zeit lang mit ihm trainiert habe. 2003 und 2004 hat mir Franzisco Guerrero vom XXL Bodytown sehr geholfen. Seit dem habe ich mein Ding ziemlich alleine durchgezogen. Wobei ich auch gute Freunde habe, wie Manuel Bauer und Markus Rühl die mir gern mit Rat und Tat zur Seite stehn. Gerade Manuel war mir 2007 eine grosse Hilfe.

Wie wichtig sind deiner Meinung nach der Partner, Trainer usw. während der Vorbereitung?

Der Partner ist ganz wichtig. Mit dem falschen Partner geht gar nichts! Wie schon gesagt ohne Moni hätte ich das alles nicht geschafft! Einen Trainer braucht man meiner Meinung nicht unbedingt. Irgendwann weiß man ja, was zu tun ist! Freunde sind da wichtiger auf die man zurückgreifen kann, wenn man unsicher wird! Und dann ist natürlich auch der Partner gefordert, der einem mal in den Allerwertesten tritt, wenn man schwächelt!

Wieviel Zeit investierst du in deine Kür und wie wichtig ist dir die Präsentation und das Posing?

Das Posing sollte schon sehr gut sein. Zum Glück habe ich nicht so große Probleme damit. Sobald ich ein Lied habe, dass mir gefällt und das mich "berührt", brauche ich höchstens 30min, um mir eine Kür zusammenzustellen. Das ist meistens ca. 2 Wochen vor dem Wettkampf. Man sollte diese dann aber schon regelmäßig üben.

Wie wichtig ist deiner Meinung nach die Ernährung in unserem Sport?

Die Ernährung spielt eine sehr große Rolle! Auch wenn ich ein Genießer bin, bzw. man könnte auch Fresssack sagen, muss ich zugeben, dass man sich die meiste Zeit im Jahr gut ernähren sollte. Außerdem fällt mir das Training wesentlich einfacher, wenn das Essen stimmt, ich auf genug Protein, ausreichend Carbs und "gute" Fette komme. Demnach geht der ganze Tagesablauf wesentlich einfacher. Zudem ist es wie beim Auto, ohne Benzin und Öl wird es nicht lang fahren bzw. funktionieren. Wenn man größere Muskeln haben möchte, muss man sich nun mal optimal ernähren!

Wie ist deine Meinung zu Sportzusatznahrung?

Manche sind notwendig (vor allem im Wettkampfbodybuilding), manche sind hilfreich und manche total überflüssig!
Ein Muss sind für mich : BCAAs, Glutamin und ein hochwertiges Proteinpulver. Dazu bin ich ein Fan von Arginin vor dem Training das ich in Form eines Boosters zu mir nehme. Nach jedem Training nehme ich noch Carbs in Form von Maltodextrin zu mir.

Wann beginnst du mit deiner Wettkampfvorbereitung?

Je nach Form, aber mindestens 4 Monate vor dem Wettkampf.

Wie sieht ein Tag deiner Ernährung aus, wenn du nicht in Wettkampfvorbereitung bist?

Menge Lebensmittel
1
3
200g
100g
500g
100g
5g
8g
80g
80g
150g
500g
100g
Whey-Shake
Vollkornbrötchen mit Putenbrust
Nudeln mit Tatarsosse/Bolognese
Haferflocken+
Magerquark+
Diätmarmelade
BCAAs
Arginin
Maltoplex+
WheyProtein
Reis+ 250g huhn + Gemüse
Magerquark + Diätmarmelade
Walnüsse

Wie sieht ein Tag deiner Ernährung aus, wenn du in Wettkampfvorbereitung bist?

Menge Lebensmittel
400g
200-600g
50-100g
Protein, davon ¾ in Form von Huhn/Fisch/Rind/Strauss
Kohlenhydrate in Form von Reis und Gemüse
Fett in Form von Walnüssen/Lachsöl

Erkläre uns, warum du dich so ernährst? - Wo siehst du persönlich die Vorzüge?

Ich sehe die Vorzüge in einer Diät, in der alle Kalorienträger vorhanden sind, also Proteine , Kohlenhydrate und Fett. Diese ist ausgeglichener als die sogenannten low-fat oder low-carb Vorbereitungen.

Bist du für deinen Ernährungsplanung selbst zuständig? Wenn NEIN, wer macht das für dich?

Ich mache das fast alleine, ab und zu tausche ich mich mit meinem Freund Manuel Bauer in Sachen Ernährung aus. Im großen und ganzen weis ich aber was zu tun ist.

Markus Becht

Hast du einen Trainingpartner und ist ein Trainingspartner in deinen Augen wichtig?

Nein, habe ich nicht und brauch ich auch nicht. Ob dieser wichtig ist, muss jeder für sich entscheiden, ich trainiere lieber alleine! Gerade in der Wettkampfvorbereitung ist das für alle Seiten das Beste, in dieser Zeit bin ich nämlich ein echter Stinkstiefel.

Wie oft in der Woche trainierst du und wie lange pro Training?

In der Offseason versuche ich 4-5 mal zu trainieren. Für Brust, Schulter, Rücken oder Arme brauche ich ca. 1 Std. für Beine knapp 90 min. In der Wettkampfvorbereitung 6 mal pro Woche, zum Ende hin sogar jeden Tag. An den Trainingszeiten ändert sich nicht viel, allerdings kommt das Cardiotraining dazu. Das steht dann täglich 60 bis 120 min auf dem Programm.

Welches Programm bevorzugst du und WARUM?

Ich trainiere nach dem Volumenprinzip. Dies mache ich von Anfang an und hab dadurch gute Erfolge erzielen können. Sehe keinen Grund, das zu ändern. Zudem ich mich gerne nach Top - BBlern orientiere, wie Markus Rühl. Bin mir sicher, das der Großteil der Profiszene nach Volumen trainiert.

Wieviel Sätze und WH machst du?

Für Brust, Schultern und Rücken ca. 20-23 Sätze, Beine ca. 25-28 Sätze, Bizeps und Trizeps je 14-15 Sätze. Von den Wiederholungen her bin ich nie unter 8, meistens bei 10-12 Wdh. Wobei ich die in einer Vorbereitung erhöhe.

Könntest du dir vorstellen nach einem anderen Programm zu trainieren? Wenn nein, warum nicht?

Nein, wie gesagt, ich sehe keinen Grund dafür. Ehrlich gesagt halte ich von diesen ganzen Erfindungen, wie HST, PITT oder was weiß ich, wie die heißen, gar nichts!

Was hältst du von aeroben Training prinzipiell und auch mit Krafttraining kombiniert?

In der Diät ein Muss, ansonsten konzentriere ich mich eher auf mein Training. Allerdings würde es mir sicher nicht schaden, mal ab und zu auch dann die ein oder andere Einheit Cardio einzubauen.

Bist du verletzungsanfällig und wenn JA was machst du dagegen?

Ich hatte eine zeitlang Probleme mit den Bizepssehnen rechts und links. Deshalb trainiere ich eher relativ leicht und konzentriert, um Verletzungen vorzubeugen. Gutes Aufwärmen und Dehnen gehören außerdem zum Programm.

Möchtest du Profi werden? Wenn ja, warum und wie stellst du dir den Weg dorthin vor?

Eigentlich hatte ich nie dran gedacht Profi zu werden, jetzt ist es doch so gekommen, ein komisches Gefühl, aber es ist aufregend dort dabei zu sein und ich freu mich sehr auf die Wettkämpfe!

Was wäre dann dein Ziel im Profilager?

Einfach mein bestes zu geben. Wenn ich 5 Jahre jünger wäre, würde ich sagen, Mr. O Teilnahme wäre super. Mit 36 muß ich eher alles auf mich zukommen lassen.

Wie stufst du selbst deine Platzierungen und Erfolge ein?

Der größte Erfolg war ganz klar der 3.Platz bei der WM. Realistisch wäre dort auch der zweite Platz gewesen, aber die Kampfrichter haben es leider anders gesehen. Der Sieg bei der WM Quali war eine sehr schöne Sache, weil keiner mit mir gerechnet hat! Danach kommen meine beiden Siege beim Heavyweight Pokal, vor allem der gegen Dennis Wolf ;-)

Wie siehst du die Entwicklung im Profi-Bodybuilding?

Nun ja, meiner Meinung nach fehlen die Persönlichkeiten im Profilager! Nachdem nun auch Rühl und Coleman die Bühne verlassen haben, wird die Luft immer dünner. Ehrlich gesagt, fand ich die Profiszene in den 90ern wesentlich interessanter. Aber vielleicht ändert sich das ja wieder.

Wie stehst du den brutalen Auswüchsen im Profibodybuilding gegenüber?

Die sind ja mittlerweile wieder rückläufig. Aber auch da muss ich sagen das hat mir in den 90ern besser gefallen.

Wo siehst du dich sportlich und privat in ca. 3 bis 5 Jahren?

Genau die Zeit habe ich mir im Profilager gegeben. Bis 40 möchte ich da alles geben, je nach Verlauf der Dinge mich dann vom Wettkampfgeschehen zurückziehen. Im Privaten hoffe ich, endlich mal meinen Schatz zu heiraten, leider ist jedes Jahr etwas anderes dazwischen gekommen. Ansonsten hoffe ich, dass alles gut wird

An was denkst du, wenn du den Begriff Bodybuilding hörst?

Ein toller verrückter Sport, der mir viele schöne Bekanntschaften gebracht hat und dazu zur Lebenseinstellung geworden ist. Ich möchte diesen Sport nicht mehr missen!

nach oben